Jenseits von Kapitalismus und Autoritarismus

Der Commonismus ist eine Idee wie eine befreite Gesellschaft jenseits von Lohnarbeit, Marktkonkurrenz und Staatsherrschaft aussehen könnte. Wird Tätigkeit auf Basis von Motivation & Selbstauswahl statt Arbeit & Zwang organisiert, stellen sich neue Fragen z.B. Wie organisieren wir ungeliebte Aufgaben? Reicht Freiwilligkeit für eine ausreichende Versorgung? Und wie koordiniert sich eine globale, hochtätigkeitsteilige Utopie ohne staatlichen Plan? Wie treffen wir Entscheidungen und lösen Konflikte? Hier das Buchkapitel.

Häufig findet sich auch bei staatskritischen Denker*innen die Idee, dass die befreite Gesellschaft von einer zentralen Institution koordiniert wird. Nur solch eine Institution soll dazu fähig sein, Informationen zu bündeln und Konflikte bedürfnisgerecht zu lösen. Dieses Video fokussiert auf die Frage einer polyzentralen Koordination jenseits von Zentralplanung und isoliert-dezentraler Koordination.

Der Rätekommunismus hat sich aus der Kritik der frühen Sowjetunion und von Parteistrukturen entwickelt. Er betont eine revolutionäre Überwindung des Kapitalismus und versucht eine Gesellschaft jenseits von Staatsgehorsam und Lohnarbeit zu denken, konzipiert die gesellschaftliche Koordination allerdings über eine zentrale Organisation von Räten. Unten gibt’s ein paar Texte dazu, hier aber leider nur eine Kritik.

Bini Adamczaks Eröffnungsinput auf dem Kongress Zukunft für Alle. Vielleicht der beste Vortrag zu Utopietheorie – wie und warum über Utopie sprechen – den wir kennen. Einfach genial. <3

Stefan versucht eine Commons-Gesellschaft anhand einiger zentralen Begriffe wie Freiwilligkeit, Exklusions-/Inklusionslogik und kollektive Verfügung zu entfalten.


Theorie: Wie und warum Utopie

Neupter-Doppler: Utopie – Vom Roman zur Denkfigur (Buch, 2015) | Vortrag: Utopie – Zwischen Bilderverbot und Möglichkeitssinn  | Führt in die Geschichte von  Utopie ein mit Fokus auf dem Verhältnis emanzipatorischer Denker*innen zu ihr. 

Simon Sutterlütti & Stefan Meretz: Kategoriale Utopietheorie (Artikel, 2018) | in: Kapitalismus aufheben: als Commons | Diskutiert das utopische Bilderverbot. Kritisiert eine auspinselnd-träumerische Form des utopischen Denken und argumentiert für eine theoretisch begründetes “kategorialen” utopisches Denken.

Eva von Redecker: Es geht auch anders | Von Redecker stellt die Reproduktionsarbeit in das Zentrum der Utopien.

Translib Leipzig (Max Huschke und Jakob Koekepann): Zur Utopie und ihrer Rolle für die Emanzipation | Annäherung an den Begriff der Utopie unter Reflexion des Utopismus und des Bilderverbots. Versuch der Darstellung einer modernen konkreten Utopie.

Commonismus

Simon Sutterlütti & Stefan Meretz: Commonismus (Artikel, 2018) | in: Kapitalismus aufheben, als Commons | Video: siehe Inputs | Relativ konkrete Untersuchung einer Gesellschaft jenseits von (Lohn-)Arbeit, Markt und Staat.

Sowie einige Artikel auf Keimform.de gerade Neuere von Simon. Im Moment wird auch gerade ein neues Buch dazu geschrieben, bei mehr Interesse fragt einfach nach.

Rätekommunismus/Räteanarchismus

Erich Mühsam: Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat (Buch, 1932) | als Commons online | Kritik des Staates, anarchistische Organisation durch Räte, leider nicht allzu konkret.

A. Pannekoek: Über Arbeiterräte (Buch, 1947) | engl. als Commons online  | Pannekoek ist ein anti-autoritärer Rätekommunist der frühen Stunde und auch wenn das Buch nicht allzu viel konkretes zu Räteorganisation sagt, führt es schön in den rätekommunistischen Ansatz ein. 

Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft: Umrisse der Weltcommune (Artikel, 2018)online | Schöner Artikel zur Notwendigkeit von Utopie und einige Gedanken zu einer rätekommunistischen Utopie. 

Christian Oswald: Jenseits des Arbeitszwangs (Buch, 2018)| Fokus auf Entwicklung der Technik und Überflüssigkeit von Lohnarbeit, einige Gedanken zu Utopie, ihre Organisation und Dynamik.

Anarchismus

Ursula K. LeGuin: Planet der Habenichtse (Buch, 1968) | Es bleibt wohl der beste Roman über anarchistischen Utopie und ist ebenso lesenswert wie theoretisch stark.

Alexander Berkman : ABC des Anarchismus (Langartikel, 1928) | Einige utopische Gedanken als Umrisse einer anarchistischen Gesellschaft. 

Libertärer Kommunialismus | kurzlänger und Artikelsammlung | Bekannte Utopie auf Basis vernetzter selbstverwalteter Kommunen. Wichtig für Rojava. Beeinflusst vom Anarchismus. Bookchin bricht am Ende inhaltlich mit dem Anarchismus.

Revolutionsbräuhof: Anarchistische Utopien heute (Artikel, 1998)|  | Kurztext zu Anarchismus vs. Räte und Repräsentation, Betonung des verallgemeinerten Konsensprinzip. 

Parecon (Participatory Economics) kurz; lang: Michael Albert (2003): Parecon, Leben nach dem Kapitalismus; Kritik von Siefkes| Wird als anarchistische Utopie mit Arbeiter- und Konsumentinnenräte diskutiert, zwingt Leute aber noch immer zur (Lohn-)Arbeit.

Pjotr Kropotkin: Die Eroberung des Brotes (Buch, 1892) |  | Anarchistischer Klassiker, in dem die Prinzipien einer anarchistisch-kommunistischen Gesellschaft skizziert werden und wie diese in einem revolutionären Umbruch entstehen kann.